Das Atelier in Iseltwald

Victor Surbek: Das Atelier, um 1935 © Eigentum der Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur, Bern

Am Brienzersee. Direkt neben eben dem Sommer-Chalet des Vaters darf sich Victor sein eigenes Atelier bauen. Völlig quer steht es auf dem Areal, das grosse Fenster orientiert sich nicht am Uferverlauf des Sees, es ist exakt Richtung Norden ausgerichtet, was den günstigsten Lichteinfall ergibt fürs tägliche Malen.
Das zweite Unikum ist das Pultdach. Im Chalet-Dorf Iseltwald, wo es bis heute kein Haus mit Flachdach gibt, wird Surbeks Atelier als «Holzbaracke» tituliert; laut Denkmalpflege ist sie «schützenswert».

Auch hier oben haben beide ihr eigenes Revier. Marguerite ist meist draussen mit der Staffelei unterwegs. Blumen und das Inventar rund herum: Giesskannen, Tische, Stühle, Körbe, die Laube, das verzierte Geländer, Früchte in der Schale. Die Farben und das Licht, das sind ihre Elemente.

Marguerite Frey-Surbek: Gartenstilleben, 1962. © Eigentum der Eidgenossenschaft, BAK, Bern
Marguerite Frey-Surbek, Terrasse Iseltwald,1976, © Stiftung Schloss Spiez

Hinzu kommt der Gipfel steil über Iseltwald: Das Faulhorn wird Marguerites «Götterhorn». Im Berghaus quartiert sie sich regelmässig im Zimmer 4 ein für ein paar Nächte. Allein, überwältigt. Mit ihrer Staffelei wagt sie sich in steile Hänge.

Marguerite Frey-Surbenk: Faulhorn. © Sammlung H. und S. Rohrer.
Marguerite Frey Surbek: Fauhorn, 1935 © Sammlung H. und S. Rohrer.

Und was macht Victor unten am See? Er studiert die Bergkette vis-à-vis mit dem Augstmatthorn, sein liebstes Motiv. Es prägt eines seiner ersten Gemälde 1907 bis zu einem seiner letzten Gemälde 1973.

Victor Surbek: Blauer Abend. 1973 ©Kunstmuseum Thun.
Victor Surbek: Brienzersee bei Iseltwald, 1907 © Kunstmuseum Bern

Im Atelier von Iseltwald am See entsteht auch sein allerletztes Bild. Es trägt den Titel «La grande fenètre» und zeigt den Blick aus dem Atelier hinaus aufs Augstmatthorn.

Victor Surbek: Das grosse Fenster, 1974. © Stiftung Spchloss Spiez.

In diesem  Atelier drinnen hängt bis heute das letzte erhaltene Werk von Marguerite. Es ist ihr eigenes Plakat zu ihrer letzten Ausstellung, reduziert aufs Maximum. Zwei Stühle, die heute noch im Atelier herum stehen, dazu ihre Handschrift, das Rot, und alles zusammen wirkt geradezu modern.

Plakat 1970